Für das Wintersemester 2025/26 organisiert Carsta Langner, Leiterin unseres Teilprojekts „Freiwilligkeit und Solidarität in der DDR und dem postsozialistischen Umbruch (1970-2000)“, ein Seminar mit öffentlicher Filmreihe unter dem Titel „Solidarität und Bevormundung – Die DDR und der Globale Süden“. Alle Filmvorführungen bieten im Anschluss Raum für Diskussionen mit eigens eingeladenen Gästen und finden in Kooperation mit der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße in Erfurt.
Die Filmreihe ist Teil eines Seminars, in dem wir uns der Frage widmen, in welchem Verhältnis die DDR zum sogenannten Globalen Süden stand. Die Reihe stellt vier Filme vor, die Einblicke geben, wie die Staaten und Gesellschaften des Globalen Südens in der DDR repräsentiert wurden. Die Filme erzählen vom Leben Ostdeutscher in Simbawe innerhalb einer Freundschaftsbrigade, von den Herausforderungen geflüchteter Chilen:innen in der DDR und den Aufrufen an Solidarität mit den Migrant:innen in der DDR. Sie zeigen, mit welchen propagandistischen Anrufungen und Appellen in der DDR versucht wurde, die ostdeutsche Gesellschaft zu sogenannter Völkerfreundschaft aufzurufen. In gemeinsamen Filmgesprächen wollen wir diskutieren, welche Erfahrungen Menschen in der DDR mit diesen Filmen gemacht haben. Welche mentalen Spuren haben sie hinterlassen? Ein besonderer Fokus wird dabei auf das Verhältnis zu Chile gelegt.
An vier Terminen werden für eine interessierte Öffentlichkeit folgende Filme gezeigt. Bei weiteren Fragen zum Programm kontaktieren Sie uns gerne per Email.

Filmvorführung 1: Dienstag, 4. November 2025, „Jenseits von Klein-Wanzleben“ (Andreas Dresen, DDR 1989), Beginn 18:00 Uhr, Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße – Die Dokumentation begleitet eine Sozialistische Brigade in Simbabwe. Damit erhalten die Zuschauer:innen einen zeitgenössischen Einblick die sogenannte Entwicklungshilfe der DDR.
Filmvorführung 2: Donnerstag, 11. Dezember 2025, „Isabel auf der Treppe“ (Hannelore Unterberg, DDR 1984), Beginn 18:00 Uhr, Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße – Der Film wird in das Genre Kinderfilm eingeordnet, geht darüber aber weit hinaus. Er thematisiert das Schicksal einer geflüchteten Chilenin und ihrer Tochter in der ostdeutschen Gesellschaft der 1980er Jahre. Der DEFA-Film ist ein Appell an Solidarität und eine Kritik an fehlender Empathie im Alltag. In einem anschließenden Gespräch wollen wir diskutieren, welche mentalen Spuren Filme wie „Isabel auf der Treppe“ bei den ostdeutschen Zuschauenden hinterlassen haben. Gesprächspartner für ein anschließendes Filmgespräch ist der in Leipzig lebende José Pérez.
Filmvorführung 3: Sonntag (!), 1. Februar 2026, „Blonder Tango“ (Lothar Warneke, DDR 1985), Beginn 11:00 Uhr (!), Kinoklub Erfurt – Der preisgekrönte Spielfilm erreichte in der DDR eine hohe Zahl an Zuschauer:innen. Er thematisiert die Flucht eines Chilenen in die DDR nach dem Putsch in Chile 1973. Der Film zeigt, welche Herausforderungen das Leben im Exil bot und an welche Grenzen der Appell an die sogenannte Völkerfreundschaft innerhalb des Staatssozialismus in Ostdeutschland geriet. Als Gesprächspartner wird der Hauptdarsteller Alejandro Quintana anwesend sein.
Filmvorführung 4: Dienstag, 3. Februar 2026, „Exil“ (Jutta Soto, Staatliches Filmarchiv, DDR 1985), Beginn 18:00 Uhr, Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße – Mit der Dokumentation „Exil“ greifen wir ein besonderes Stück Archivgeschichte auf. Ab 1971 war innerhalb der DEFA die Arbeitsgruppe Staatliche Filmdokumentation aktiv. Sie drehte über 300 Dokumentarfilme, in denen die ostdeutsche Gesellschaft unzensiert dokumentiert wurde. Diese Filme waren zeitgenössisch nicht dazu gedacht, gezeigt zu werden. Sie waren als Filmarchiv für kommende Generationen gedacht. Für die Dokumentation „Exil“ wurden Menschen interviewt, die nach dem Putsch in Chile in die DDR geflohen waren. Sie erzählen über die paternalistische Politik der SED und ihren persönlichen Gefühlen von Einsamkeit und Depressionen in der Emigration. Als Gesprächspartnerin wird an diesem Abend die Film- und Kulturwissenschaftlerin Dr. Anne Barnert anwesend sein, die ausführlich zur Geschichte der Staatlichen Filmdokumentation der DEFA geforscht hat.